Wurftechnik

Wie wirft man eine Kugel?

„Aller Anfang ist schwer“? Das stimmt nicht, zumindest nicht beim Boulespiel.

Trotzdem sollte man nicht einfach drauflos spielen. Wer Anfangsfehler vermeidet kommt schneller zum Erfolg.
Es ist schwer einmal antrainierte Fehler weg zu trainieren. Das Gehirn folgt immer einmal erlernten Bewegungsabläufen.

Deshalb hier ein paar grundlegende Hinweise.
Man nimmt eine Kugel in die nach unten geöffnete Hand. Die Kugel liegt locker in der Handbeuge, die Hand umschließt die Kugel leicht.
Das Handgelenk ist nach hinten gebeugt, das Gewicht der Kugel liegt hautsächlich auf den 3 mittleren Fingern.
Daumen und kleiner Finger sollen beim Abwurf keine Kraft (Einfluss auf die Kugel) haben.
Der Schwung wird von hinten leicht ausholend eingeleitet. Der Arm pendelt gerade nach vorne, der Handrücken zeigt auf das Ziel.
Vor dem Abwurf öffnet sich die Hand nach oben und die Kugel wird mit leichtem Rückdrall aus der Hand entlassen.
Durch den Rückdrall stabilisiert sich der Lauf der Kugel und sie bremst beim Aufschlag leicht ab (rollt nicht so weit).

Für den Anfang ist es wichtig gerade zu werfen (Arm und Hand gerade).

Man braucht nicht unbedingt Kraft, sondern es kommt auf den richtigen „eleganten“ Schwung an.  Den bekommt man schnell heraus.
Ob man die Kugel flach, halbhoch oder hoch spielt lernt man unter Anleitung von Mitspielern. Halbhoch ist für den Anfang nicht schlecht.
Grundsätzlich sollte der Stand (Körpermitte) stabil sein, der Körper sollte beim Wurf nicht verdreht werden.

Wenn Daumen oder kleiner Finger im Spiel sind bekommt die Kugel einen seitlichen Drehimpuls und verspringt gerne.
Experten nutzen das manchmal aus um einen Kurvenlauf der Kugel zu erzwingen. Das muss aber lange geübt werden, sollte ein Anfänger vermeiden.

Man kann/darf die Kugel natürlich auch mit der Hand nach oben offen über das Spielfeld kullern, aber das ist nicht nur verpönt, sondern wird nicht zu einem erfolgreichen Spiel führen. Fangt das gar nicht erst an.

Soviel für den Anfang.
Mit etwas Eingewöhnung kann man seinen Armschwung verbessern.
Hier eine kurze nicht verbindliche Hilfestellung.
Der Armschwung wird in 3 Phasen aufgeteilt: Schwungaufnahme, Steuerphase und Kugelfreigabe.
Man legt die Kugel gut in die Hand. Mit leicht eingeknickter Hand holt man zum Schwung aus. Der Arm pendelt nach hinten bis ungefähr 45 °.
Von dort wird in einer Vorwärtsbewegung bis zur Senkrechten neben dem Standbein der Schwung eingeleitet ohne dabei (vor Kraft strotzend) den Wurf zu verreißen.
Ab da beginnt die Steuerphase. Die Wurfbahn wird präzise eingehalten, die Richtung stabilisiert. Wenn der Arm den Abwurfpunkt, je nach Wurfweite und Höhe etwa 45 bis 90° vor dem Körper erreicht hat, wird die Kugel mit einer geraden Öffnung der Hand nach vorne über die 3 mittleren Finger freigegeben.
Das kann man sehr gut kontrollieren (üben). Die Kugel erhält dabei den gewünschten stabilisierenden Rückdrall.
Wenn sie sich seitlich dreht habt ihr Daumen oder kleinen Finger angelegt.

Wenn man sich vor dem Wurf einen Aufsetzpunkt (Donnée) für die Kugel ausgesucht hat (ganz wichtig für den Erfolg), kann man genau beobachten ob man gerade geworfen hat. Die Kugel läuft geradeaus!

Erst als Nächstes ist der richtige Schwung wichtig. Das gilt übrigens egal ob flach, halbhoch oder hoch gespielt wird.
Es ist auch egal ob man legt oder schießt. Wichtig ist der gerade Wurf, der richtige Schwung und das gewählte Donnée.
Wenn man das kann ist man schon ein recht guter Pétanque-Spieler.

Lasst Euch nicht verwirren. Es gibt hervorragende Pétanque Spieler, die das alles anders machen.
Dylan Rocher, der zurzeit wohl weltbeste Tireur (Schießer) hat eine Wurftechnik die man nicht nachmachen sollte.
Er holt sehr weit aus, verdreht den Körper und wirft auf Zehenspitzen ab. Aber er trifft! Er trainiert auch täglich (ca. 4 Stunden).
Luzia Beil, eine unserer besten deutschen Schießerinnen, holt gebeugt sehr weit aus, den Wurfarm fast senkrecht nach oben, sie trifft!
Eine andere Spielerlegende, Philippe Suchaud, holt nur leicht aus, zieht den Arm kurz durch, aber er schießt und legt nach Belieben.
Mein Favorit, Henri Lacroix, hat eine beispielgebende Wurftechnik.
Schaut mal in Youtube rein, mit „Suche“ nach „Petanque 2024“

Warum erzähle ich das?
Es gibt nicht die eine goldene Regel an die man sich halten kann.
Aber wenn man vielen bekannten guten Spieler:innen zuschaut, dann ist die oben beschriebene Spielweise recht erfolgreich.

Noch ganz wichtig:
Man muss sich auf jeden Wurf vorbereiten /konzentrieren. Ohne Konzentration geht nichts, abgelenkte unkonzentrierte Spieler gewinnen kein Spiel.
UND:
Von den Mitspielern wird Fairness und Einhaltung der Etikette erwartet.